Ein Ziepen hier, ein Stechen dort, eine unbewusste Schonhaltung oder ein schmerzverzerrter Gesichtsausdruck – Nackenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden in der Bevölkerung. Medizinisch spricht man von Nuchalgien, also Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule. Nach aktuellen Erhebungen des Robert Koch-Instituts lag die Häufigkeit innerhalb von zwölf Monaten in Deutschland bei 45,7 Prozent. Frauen sind mit 54,9 Prozent deutlich häufiger betroffen als Männer mit 36,2 Prozent (Quelle: RKI, GEDA-Erhebung 2020/2021).
Die Ursachen für Nackenschmerzen liegen häufig im Alltag. Langes Sitzen ohne Ausgleich, beispielsweise bei intensiver Bildschirmarbeit, kann die Muskulatur einseitig belasten. Auch psychische Faktoren wie Stress, Sorgen oder Schlafmangel spielen eine Rolle. Ungünstige Bewegungsmuster oder eine falsche Schlafposition können die Beschwerden zusätzlich verstärken.

Warum zwickt und zwackt es im Nacken?
Der Nacken trägt den Kopf, sorgt für Beweglichkeit und hält ihn im Gleichgewicht. Diese wichtige Funktion macht ihn jedoch besonders anfällig für Störungen. Zu den typischen Auslösern gehören Fehlhaltungen, etwa durch eine nach vorn geneigte Kopfhaltung bei stundenlanger Computerarbeit. Bewegungsmangel kann die Muskulatur schwächen, während stressbedingte Anspannung zu einer dauerhaften Verspannung führt. Auch ungünstige Schlafpositionen, abrupte Bewegungen – zum Beispiel nach einem Unfall mit Schleudertrauma – oder verschleißbedingte Erkrankungen wie Arthrose oder Spondylose sind bekannte Ursachen.
Darüber hinaus können Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule Schmerzen auslösen, wenn ausgetretenes Gewebe auf Nerven drückt. Psychosomatische Faktoren, wie andauernde Sorgen oder Ängste, verstärken die Symptomatik häufig. Selbst äußere Einflüsse wie Zugluft oder Unterkühlung können Nackenbeschwerden nach sich ziehen.
Seltener, aber medizinisch bedeutsam, sind angeborene Fehlstellungen der Wirbelsäule, Osteoporose, rheumatoide Arthritis oder durch Vitamin-D-Mangel bedingte Wachstumsstörungen wie die Rachitis.
Typische Symptome bei Nackenverspannungen
Nackenbeschwerden äußern sich sehr unterschiedlich. Viele Betroffene berichten über dumpfe, ziehende Schmerzen, die die Beweglichkeit einschränken. Typisch sind auch Spannungskopfschmerzen, die vom Nacken bis zur Stirn ziehen. Nicht selten verhärtet die Muskulatur spürbar, und kleine Knötchen oder sogenannte Myogelosen lassen sich ertasten. Die Schmerzen können zudem in Schultern und Arme ausstrahlen.
Liegt eine Nervenbeteiligung vor, treten häufig stechende oder brennende Beschwerden auf, manchmal begleitet von Kribbeln, Taubheitsgefühlen oder Muskelschwäche in Armen und Händen. Bei Bewegung berichten Betroffene gelegentlich über ein Knacken oder Knirschen.

Diagnostik – Ursache der Schmerzen finden
Die Abklärung von Nackenschmerzen beginnt mit einer ausführlichen Anamnese. Dabei erkundigt sich die Ärztin oder der Arzt nach Dauer, Art, Intensität und möglichen Auslösern der Beschwerden, etwa nach Fehlhaltungen, beruflichen Belastungen, Stress oder Unfällen. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der Beweglichkeit, Muskeltonus, Schmerzpunkte und die Körperhaltung beurteilt werden.
Falls ein Verdacht auf strukturelle Ursachen besteht, werden bildgebende Verfahren eingesetzt. Röntgenaufnahmen geben Aufschluss über die Stellung und Struktur der Wirbel. Mit einer Magnetresonanztomografie lassen sich Bandscheiben und Nerven detailliert darstellen. Eine Computertomografie kann in unklaren Fällen zusätzliche Informationen liefern. Bei auffälligen neurologischen Symptomen können darüber hinaus Nervenleitungstests erforderlich sein.
Behandlung – Entspannung statt Verspannung
Die Therapie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache sowie nach der Stärke der Beschwerden. Bei unspezifischen Nackenverspannungen helfen oft schon einfache Maßnahmen. Gezielte Dehn- und Kräftigungsübungen stärken die Muskulatur, während Physiotherapie, Massagen und manuelle Verfahren die Beweglichkeit fördern. Wärmeanwendungen, etwa mit Kirschkernkissen, Wärmepflastern oder warmen Bädern, lockern die Muskulatur. Eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung mit korrekter Bildschirmhöhe und Sitzhaltung entlastet zusätzlich. Auch eine optimierte Schlafumgebung mit passender Matratze und Kissenhöhe kann hilfreich sein.
Sind die Schmerzen stärker, kann kurzfristig eine medikamentöse Behandlung mit Schmerzmitteln aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika – beispielsweise Ibuprofen – in Betracht gezogen werden. Muskelentspannende Medikamente kommen nur in Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt infrage.
Ergänzend unterstützen Entspannungstechniken wie autogenes Training, Atemübungen oder Meditation die Schmerzlinderung. Auch moderate Bewegung, etwa Spazierengehen oder Radfahren, sowie Stressabbau tragen zur Besserung bei. Alternative Verfahren wie Akupunktur können zusätzlich ausprobiert werden, sollten jedoch nicht die alleinige Therapie darstellen.
Nackenschmerzen und Kopfschmerzen – wie hängt das zusammen?
Viele Menschen mit Nackenschmerzen berichten gleichzeitig über Kopfschmerzen, die häufig vom Hinterkopf ausgehen. Dieser Zusammenhang erklärt sich dadurch, dass verspannte Muskeln im Nackenbereich die Durchblutung beeinträchtigen und Druck auf umliegende Strukturen ausüben können. Spannungskopfschmerzen sind eine typische Folge. Sie beginnen oft im Nacken und ziehen bis zum Hinterkopf oder zur Stirn.
Häufig verstärken monotone Haltungen, etwa langes Sitzen am Schreibtisch, diesen Zusammenhang. Eine dauerhaft angespannte Muskulatur verkrampft und löst einen Kreislauf aus: Schmerzen führen zu Schonhaltungen, die wiederum die Verspannung verstärken. Auch Stress ist ein verstärkender Faktor. Betroffene schildern häufig, dass Kopfschmerzen im Hinterkopf zusammen mit einem steifen Nacken auftreten und sich über den gesamten Kopf ausbreiten können.
Zur Linderung ist eine Kombination aus Bewegung, gezielten Dehnübungen, Wärme und Stressabbau besonders wirksam. Wer regelmäßig Nackenübungen in den Alltag integriert, kann sowohl Nackenschmerzen als auch begleitende Spannungskopfschmerzen reduzieren.
Nackenschmerzen durch Stress und Psyche – wenn die Seele auf den Nacken schlägt
Nicht nur körperliche Faktoren lösen Nackenschmerzen aus. Auch die Psyche spielt eine große Rolle. Stress, Sorgen und dauerhafte Anspannung zeigen sich häufig körperlich, indem die Muskulatur unbewusst angespannt bleibt. Dieser Mechanismus ist eine Art Schutzreaktion des Körpers, kann jedoch auf Dauer Beschwerden verursachen.
Menschen mit hoher psychischer Belastung berichten oft über wiederkehrende oder chronische Nackenbeschwerden. Die Symptome entstehen nicht durch eine direkte Schädigung, sondern durch eine dauerhafte Anspannung der Muskulatur. Auch Ängste oder depressive Verstimmungen können das Schmerzempfinden verstärken.
Wichtig ist daher, nicht nur die körperliche, sondern auch die seelische Ebene zu berücksichtigen. Stressmanagement, Achtsamkeitstraining oder Entspannungsverfahren wie Meditation können helfen, die Anspannung zu lösen. Kombiniert mit regelmäßiger Bewegung und ergonomischen Alltagsanpassungen lassen sich Beschwerden nachhaltig bessern.
Fazit
Nackenschmerzen sind weit verbreitet und entstehen meist durch eine Mischung aus körperlichen und psychischen Faktoren. Obwohl die Beschwerden unangenehm sind, lassen sie sich in vielen Fällen gut behandeln. Wer frühzeitig aktiv wird, kann verhindern, dass die Schmerzen chronisch werden. Bewegung, gezielte Übungen, Entspannungstechniken und eine gesunde Lebensweise sind die wichtigsten Bausteine für eine nachhaltige Linderung.
Quellen:
- Robert Koch-Institut (RKI): GEDA-Erhebung 2020/2021 – Gesundheit in Deutschland aktuell
- Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Leitlinie Nackenschmerzen 2022
- Deutsche Schmerzgesellschaft e. V., Patienteninformationen Nacken- und Rückenschmerzen (2023)
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