Die Hüfte ist eines der größten und komplexesten Gelenke des menschlichen Körpers. Sie verbindet den Oberschenkelknochen (Femur) über den kugelförmigen Oberschenkelkopf mit der Hüftpfanne im Becken. Dank dieser speziellen Kugelgelenkform ermöglicht die Hüfte eine Vielzahl an Bewegungen: Gehen, Treppensteigen, Laufen, Drehen, Heben und sogar komplexe Sportbewegungen wie beim Tanzen oder Fußballspielen. Damit diese Bewegungen reibungslos und schmerzfrei ablaufen, sind Hüftkopf und -pfanne mit einer glatten Knorpelschicht überzogen, die wie ein Stoßdämpfer wirkt und Reibung reduziert.
Kommt es zu Veränderungen oder Schäden an den beteiligten Strukturen - beispielsweise durch Abbau des Knorpels, Verletzungen oder Fehlstellungen - können Hüftschmerzen auftreten. In der Medizin wird dies als Coxalgie bezeichnet. Solche Schmerzen sind weit verbreitet: Sie betreffen nicht nur ältere Menschen mit altersbedingtem Gelenkverschleiß, sondern auch jüngere Personen, insbesondere wenn sie beruflich oder sportlich ihre Hüfte stark belasten. Berufe mit häufigem Heben oder langem Stehen, ebenso wie Sportarten mit vielen Sprung- und Drehbewegungen, können das Risiko erhöhen.
Die Beschwerden können schleichend beginnen oder plötzlich auftreten, etwa nach einer akuten Verletzung. Typisch ist, dass die Schmerzen zunächst nur bei Belastung spürbar sind, im Verlauf aber auch in Ruhe auftreten können. Frühzeichen können leichtes Ziehen in der Leiste, ein unangenehmes Gefühl beim Treppensteigen oder morgendliche Steifigkeit sein. Bleiben diese Symptome unbehandelt, kann sich die Beweglichkeit immer weiter einschränken - in schweren Fällen wird selbst das Anziehen von Socken oder das Aufstehen aus dem Sitzen zur Herausforderung.
Wichtig ist, Hüftschmerzen nicht zu ignorieren, da sie auf behandlungsbedürftige Erkrankungen hinweisen können. Spätestens bei länger anhaltenden Beschwerden oder einer deutlichen Bewegungseinschränkung sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Eine frühzeitige Abklärung kann helfen, die Ursache gezielt zu behandeln und Folgeschäden zu vermeiden.
Hüftschmerzen: Symptome und mögliche Ursachen
Hüftschmerzen können aus einer Vielzahl von Gründen entstehen. Sie lassen sich grob in vier Hauptgruppen einteilen: Verschleiß, Überlastung, Verletzungen und entzündliche Veränderungen.
Die häufigste Ursache ist die Hüftgelenksarthrose (Coxarthrose), eine degenerative Gelenkerkrankung, bei der sich die schützende Knorpelschicht im Gelenk nach und nach abbaut. Fehlt dieser Knorpel, reiben Knochen direkt aufeinander - ein schmerzhafter Prozess, der neben Schmerzen auch Steifigkeit und Bewegungsprobleme verursachen kann.
Andere mögliche Ursachen sind Sehnenentzündungen (Tendinitis), die oft durch wiederholte Belastung entstehen, sowie Schleimbeutelentzündungen (Bursitis), die häufig bei Druck oder Reibung im Hüftbereich auftreten. Entzündliche Gelenkerkrankungen wie Coxitis können durch Infektionen oder Autoimmunprozesse bedingt sein. Ebenfalls relevant sind Hüftfrakturen, vor allem bei älteren Menschen mit Osteoporose, und das Hüftimpingement (FAI), bei dem eine unpassende Form von Hüftkopf und -pfanne zu Reibung und damit zu Schäden im Gelenk führt.
Die Symptome hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab. Manche Betroffene verspüren Schmerzen in der Leiste, andere eher an der Hüftaußenseite oder im Gesäß. Häufig treten Beschwerden bei Bewegungen wie Treppensteigen, langem Gehen oder Aufstehen nach längerem Sitzen auf. Weitere Anzeichen können Morgensteifigkeit, Knacken oder Reibegeräusche im Gelenk sowie eine zunehmende Einschränkung der Beweglichkeit sein.
Einige Erkrankungen äußern sich auch durch ausstrahlende Schmerzen - etwa in den Oberschenkel oder das Knie. Das kann die Diagnose erschweren, da Betroffene den Schmerz nicht immer direkt der Hüfte zuordnen.
Diagnose: Was steckt hinter dem Hüftschmerz?
Die Diagnose beginnt mit einer ausführlichen Anamnese. Die Ärztin oder der Arzt fragt unter anderem:
- Wann sind die Beschwerden erstmals aufgetreten?
- Treten sie unter Belastung, in Ruhe oder beidem auf?
- Ist nur eine Seite oder sind beide Seiten betroffen?
- Gab es vorherige Verletzungen, Operationen oder besondere Belastungen?
Nach dem Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei werden Beweglichkeit, Schmerzpunkte, Gangbild und die Funktion angrenzender Gelenke geprüft. Bestimmte Funktionstests können helfen, zwischen verschiedenen Ursachen - etwa Arthrose, Schleimbeutelentzündung oder Hüftimpingement - zu unterscheiden.
Bildgebende Verfahren wie Röntgen sind Standard, um Gelenkspalt, Knochenstruktur und eventuelle knöcherne Veränderungen sichtbar zu machen. Bei unklaren Befunden oder Verdacht auf Weichteilschäden kommen Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) zum Einsatz. Diese Verfahren liefern detaillierte Aufnahmen von Knorpel, Bändern, Sehnen und Muskeln.
Zusätzlich können Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um Entzündungswerte zu bestimmen oder rheumatische Erkrankungen auszuschließen. In seltenen Fällen wird eine Gelenkpunktion vorgenommen, um Gelenkflüssigkeit zu analysieren - beispielsweise bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion.
Eine genaue Diagnose ist entscheidend, da nur so eine gezielte und wirksame Behandlung eingeleitet werden kann.

Therapiemöglichkeiten bei Hüftschmerzen
Die Behandlung richtet sich immer nach der Ursache der Beschwerden. In vielen Fällen beginnt man mit konservativen Maßnahmen, bevor operative Eingriffe erwogen werden.
Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle: Sie kräftigt die umliegende Muskulatur, verbessert die Beweglichkeit und stabilisiert das Gelenk. Ergänzend können Wärme- oder Kältetherapien eingesetzt werden - Kälte vor allem bei akuten Entzündungen und Schwellungen, Wärme eher bei chronischen Verspannungen.
Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle: Sie kräftigt die umliegende Muskulatur, verbessert die Beweglichkeit und stabilisiert das Gelenk. Ergänzend können Wärme- oder Kältetherapien eingesetzt werden - Kälte vor allem bei akuten Entzündungen und Schwellungen, Wärme eher bei chronischen Verspannungen.
Medikamentös kommen häufig nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen zum Einsatz, die sowohl schmerzlindernd als auch entzündungshemmend wirken. Bei stärkeren Beschwerden kann der Arzt Kortisoninjektionen direkt ins Gelenk verabreichen, um die Entzündung lokal zu hemmen.
Orthopädische Hilfsmittel wie Gehhilfen, Bandagen oder orthopädische Einlagen können die Belastung der Hüfte reduzieren. Bei Übergewicht wird eine Gewichtsreduktion dringend empfohlen, um die Gelenke dauerhaft zu entlasten.
Reichen diese Maßnahmen nicht aus und ist das Gelenk stark geschädigt - etwa bei fortgeschrittener Arthrose -, kann ein operativer Eingriff wie eine Endoprothese (künstlicher Gelenkersatz) erforderlich werden. Moderne Implantate sind langlebig und ermöglichen vielen Betroffenen eine deutliche Schmerzreduktion und Wiedererlangung der Beweglichkeit.
Hüftschmerzen beim Liegen: Warum sie entstehen und was hilft
Hüftschmerzen beim Liegen - ob auf der Seite, auf dem Rücken oder im Ruhezustand - sind für viele Betroffene besonders belastend, da sie den erholsamen Schlaf stören können. Oft berichten Patientinnen und Patienten, dass die Schmerzen nachts zunehmen oder beim Umdrehen im Bett auftreten. Die Ursachen sind vielfältig. Eine der häufigsten ist eine ungünstige Schlafposition, die Druck auf die Hüfte ausübt. Besonders Seitenschläfer sind betroffen, da das Körpergewicht über Stunden auf dem seitlichen Hüftbereich lastet. Eine zu harte Matratze oder ein fehlendes Polster zwischen den Knien kann den Druck zusätzlich erhöhen.
Auch Erkrankungen wie Arthrose, Schleimbeutelentzündung (Bursitis) oder Sehnenentzündungen (Tendinitis) können nächtliche Hüftschmerzen verursachen. Bei Arthrose ist der Knorpel im Gelenk bereits verschlissen, was zu Reibung und entzündlichen Prozessen führen kann. Eine Bursitis entsteht oft durch wiederholte Reibung oder Druck, etwa bei langem Sitzen auf harten Flächen, und macht sich besonders bei seitlichem Liegen bemerkbar.
Neben mechanischen Ursachen können auch entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Stoffwechselstörungen (z. B. Gicht) zu Schmerzen im Ruhezustand beitragen. In manchen Fällen strahlen Hüftschmerzen nachts vom unteren Rücken oder aus dem Iliosakralgelenk (ISG) aus.
Zur Linderung kann eine Anpassung der Schlafumgebung hilfreich sein: Ein Seitenschläferkissen oder das Platzieren eines Kissens zwischen den Knien entlastet die Hüfte und sorgt für eine bessere Ausrichtung der Wirbelsäule. Eine weiche Matratzenauflage kann punktuellen Druck verringern. Bei akuten Beschwerden helfen Kälteanwendungen, bei chronischen Verspannungen kann Wärme entspannend wirken.
Wichtig: Halten die Beschwerden länger an oder verschlimmern sie sich, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Nur so lässt sich feststellen, ob eine zugrunde liegende Erkrankung vorliegt, die gezielt behandelt werden muss.
Einseitige Hüftschmerzen - Ursachen für rechts und links
Einseitige Hüftschmerzen können sowohl rechts als auch links auftreten und geben oft Hinweise auf die Ursache. Treten die Beschwerden beispielsweise nur auf einer Seite auf, liegt häufig eine mechanische oder strukturelle Überlastung vor.
Eine der häufigsten Ursachen ist eine Beinlängendifferenz. Selbst wenige Millimeter Unterschied können langfristig zu einer einseitigen Mehrbelastung führen, die Muskeln, Sehnen und das Gelenk reizt. Ebenfalls relevant ist das Hüftimpingement (FAI), bei dem die Form von Hüftkopf und -pfanne nicht optimal zusammenpasst. Das führt zu Reibung bei bestimmten Bewegungen, oft zunächst nur einseitig.
Schleimbeutelentzündungen (Bursitis) treten ebenfalls oft einseitig auf, beispielsweise wenn im Alltag immer wieder auf einer bestimmten Seite Druck ausgeübt wird - etwa durch einseitiges Sitzen oder Sportarten wie Tennis oder Squash. Fehlhaltungen können ebenfalls zu einer asymmetrischen Belastung führen, zum Beispiel durch einseitiges Tragen schwerer Taschen oder dauerhaftes Sitzen mit überkreuzten Beinen.
Auch Sportverletzungen wie Muskelzerrungen, Sehnenreizungen oder kleine Risse können akute, einseitige Schmerzen verursachen. In manchen Fällen liegt die Ursache gar nicht direkt in der Hüfte, sondern in angrenzenden Strukturen wie der Lendenwirbelsäule - dann strahlen die Schmerzen in die Hüfte aus.
Die Behandlung hängt von der Ursache ab. Bei Beinlängendifferenzen können Einlagen oder orthopädische Anpassungen helfen. Bei entzündlichen Prozessen kommen schonende Bewegung, Physiotherapie und - nach ärztlicher Rücksprache - entzündungshemmende Medikamente infrage.
Eine genaue Diagnose ist hier besonders wichtig, da einseitige Hüftschmerzen oft durch gezielte Maßnahmen gut behandelbar sind. Unbehandelt kann sich die Fehlbelastung jedoch verschlimmern und auch andere Gelenke wie Knie oder Rücken in Mitleidenschaft ziehen.
Übungen gegen Hüftschmerzen: Diese Bewegungen helfen wirklich
Gezielte Übungen können helfen, die Muskulatur um die Hüfte zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen vorzubeugen. Wichtig ist jedoch, dass die Übungen an die individuelle Situation angepasst werden und schmerzfrei ausgeführt werden.
Eine einfache und effektive Übung ist die Hüftbeuger-Dehnung: Im Kniestand wird ein Bein nach vorne gesetzt, das andere bleibt mit dem Knie auf dem Boden. Durch leichtes Vorschieben des Beckens wird die Vorderseite der Hüfte gedehnt. Diese Position sollte 20-30 Sekunden gehalten werden.
Für die Gesäßmuskulatur eignet sich die Brücke: In Rückenlage werden die Füße hüftbreit aufgestellt. Dann das Becken langsam anheben, bis Oberkörper und Oberschenkel eine Linie bilden. Diese Position kurz halten und langsam absenken.
Sanfte Kreisbewegungen der Hüfte können die Beweglichkeit fördern und die Gelenkschmiere (Synovialflüssigkeit) verteilen, was die Gelenkfunktion unterstützt. Auch Übungen im Wasser, wie Aquajogging oder Wassergymnastik, sind besonders gelenkschonend.
Für viele Betroffene hilfreich ist das Einbauen von Mikropausen im Alltag: bewusstes Aufstehen, leichtes Dehnen und kurzes Gehen verhindern ein Versteifen der Hüftmuskulatur.
Wichtig: Drei Einheiten pro Woche können bereits messbare Verbesserungen bringen. Bei akuten oder unklaren Schmerzen sollte jedoch vor Beginn eines Trainingsprogramms eine ärztliche Abklärung erfolgen, um Überlastung oder Verschlimmerung zu vermeiden.
Richtig eingesetzt, können Übungen nicht nur akute Beschwerden lindern, sondern auch vorbeugend wirken - insbesondere in Kombination mit einem aktiven Lebensstil, ergonomischem Sitzen und ausreichend Bewegung im Alltag.
Quellen:
- Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). S2k-Leitlinie Coxarthrose. AWMF-Registernummer 033/004. 2021.
- Cochrane Database of Systematic Reviews. Exercise therapy for hip pain. Cochrane Database Syst Rev. 2023;5:CD010123.
- Deutsche Rheuma-Liga. Hüftschmerzen - Informationen für Betroffene. Zugriff: August 2025.
- National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Hip pain and osteoarthritis overview. 2022.
Inhaltsverzeichnis:
