Der Ellenbogen ist ein komplexes Gelenk, das den Oberarmknochen (Humerus) mit den beiden Unterarmknochen (Ulna und Radius) verbindet. Diese anatomische Konstruktion ist sowohl stabil als auch flexibel, was eine Vielzahl an Bewegungen erlaubt – vom einfachen Beugen und Strecken über Drehbewegungen bis hin zu anspruchsvollen Bewegungen beim Sport oder bei handwerklichen Tätigkeiten. Diese Vielseitigkeit macht den Ellenbogen jedoch auch anfällig für Verletzungen, Überlastung und Erkrankungen. Treten Ellenbogenschmerzen auf, kann dies den Alltag deutlich einschränken: Selbst einfache Handlungen wie das Öffnen einer Wasserflasche, das Tragen von Einkäufen, das Tippen auf der Tastatur oder das Heben eines Topfes können zur Herausforderung werden. Ellenbogenschmerzen sind keine seltene Erscheinung – sie zählen zu den häufigen muskuloskelettalen Beschwerden und können Menschen aller Altersgruppen betreffen. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von akuten Verletzungen über chronische Überlastung bis hin zu degenerativen Veränderungen. Dabei kann sich der Schmerz sehr unterschiedlich äußern – stechend, dumpf, ziehend oder in andere Körperregionen ausstrahlend. Manche Betroffene verspüren die Beschwerden nur bei Bewegung, andere auch in Ruhe. Die Kenntnis typischer Ursachen und Symptome ist ein wichtiger Schritt, um eine passende Behandlung einzuleiten und Folgeschäden zu vermeiden.
Typische Ursachen und Symptome von Ellenbogenschmerzen
Ellenbogenschmerzen können plötzlich oder allmählich entstehen. Akute Schmerzen treten oft nach einer direkten Verletzung, einem Sturz oder einem Schlag auf das Gelenk auf. Chronische Beschwerden entwickeln sich häufig durch wiederholte Belastungen, monotone Bewegungen oder altersbedingten Verschleiß. Eine der häufigsten Ursachen ist das Überlastungssyndrom. Hierzu zählt der sogenannte Tennisellenbogen (Epicondylitis lateralis), bei dem die Sehnenansätze an der Außenseite des Ellenbogens entzündet oder gereizt sind. Entgegen dem Namen betrifft diese Erkrankung nicht nur Tennisspielerinnen und -spieler, sondern auch Menschen, die im Beruf oder Alltag viele Greif- und Drehbewegungen ausführen, etwa beim Handwerk oder bei der Computerarbeit. Ebenfalls verbreitet ist der Golferellenbogen (Epicondylitis medialis), bei dem die Beugesehnen an der Innenseite des Ellenbogens überlastet sind. Eine weitere mögliche Ursache ist das RSI-Syndrom (Repetitive Strain Injury), umgangssprachlich auch „Maus-Arm“ genannt, das durch dauerhaft einseitige Bewegungen wie das Bedienen einer Computermaus entsteht. Schleimbeutelentzündungen (Bursitis olecrani) sind oft auf wiederholten Druck oder langes Aufstützen zurückzuführen. Zusätzlich können degenerative Erkrankungen wie Arthrose, entzündliche Gelenkerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Sehnenentzündungen, Nervenreizungen (z. B. Kubitaltunnelsyndrom, Radialtunnelsyndrom) sowie Knochenbrüche, Bänderrisse oder Ausrenkungen Auslöser sein. Die Symptome variieren je nach Ursache: Überlastung führt meist zu bewegungsabhängigen Schmerzen, Entzündungen gehen oft mit Rötung, Wärme und Schwellung einher, Arthrose verursacht häufig morgendliche Gelenksteifigkeit, und Nervenreizungen zeigen sich durch Kribbeln, Taubheitsgefühle oder ausstrahlende Schmerzen in Unterarm und Hand.
Diagnostik: auf Spurensuche im Ellenbogen
Eine gezielte Diagnostik ist entscheidend, um die Ursache der Ellenbogenschmerzen zu finden und eine passende Behandlung einzuleiten. Am Anfang steht die Anamnese, bei der die Ärztin oder der Arzt Fragen stellt: Seit wann bestehen die Beschwerden? Sind sie belastungs- oder bewegungsabhängig? Treten sie in Ruhe auf? Gibt es Vorerkrankungen oder vorangegangene Verletzungen? Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Beweglichkeit, Stabilität und Schmerzpunkte überprüft werden. Funktionstests helfen, bestimmte Krankheitsbilder wie den Tennis- oder Golferellenbogen zu erkennen. Bildgebende Verfahren wie Röntgen werden eingesetzt, um knöcherne Veränderungen, Gelenkspaltverengungen oder knöcherne Auswüchse sichtbar zu machen. Ultraschall eignet sich, um Weichteile wie Sehnen und Schleimbeutel darzustellen und Entzündungen zu erkennen. Die Magnetresonanztomografie (MRT) liefert detaillierte Schnittbilder und ist besonders hilfreich bei Verdacht auf Sehnenverletzungen oder komplexe Gelenkprobleme. Computertomografie (CT) kann in speziellen Fällen notwendig sein. Blutuntersuchungen kommen zum Einsatz, wenn entzündliche oder systemische Ursachen wie rheumatoide Arthritis vermutet werden. Die Diagnose erfolgt in der Regel auf Grundlage einer Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und Bildgebung. Eine sorgfältige Abklärung ist wichtig, um eine gezielte und effektive Therapie zu ermöglichen und unnötige Belastungen oder invasive Eingriffe zu vermeiden.

Behandlungsmöglichkeiten von Schmerzen im Ellenbogen
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache, der Schwere und der Dauer der Beschwerden. In vielen Fällen wird zunächst konservativ vorgegangen. Dazu zählen Schonung, Anpassung der Alltagsbelastung und gezielte physiotherapeutische Übungen, die die umliegende Muskulatur kräftigen und die Beweglichkeit verbessern. Entzündungshemmende Schmerzmittel wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), beispielsweise mit dem Wirkstoff Ibuprofen, können Beschwerden lindern.
Entzündungshemmende Schmerzmittel wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), beispielsweise mit dem Wirkstoff Ibuprofen, können Beschwerden lindern.
Ergänzend können Bandagen, Orthesen oder spezielle Tapes zur Entlastung beitragen. In der Physiotherapie kommen Dehn- und Kräftigungsprogramme, manuelle Techniken und gegebenenfalls physikalische Anwendungen wie Kälte- oder Wärmetherapie zum Einsatz. Bei Epicondylitis zeigen Studien, darunter eine Übersichtsarbeit der Cochrane Database of Systematic Reviews (2024), dass sowohl physiotherapeutische Maßnahmen als auch Injektionen unter ärztlicher Aufsicht wirksam sein können. Injektionen mit Kortison oder Hyaluronsäure werden in bestimmten Fällen angewendet, um Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern. Bei chronischen oder fortgeschrittenen Schäden am Gelenk kann eine operative Behandlung notwendig werden, etwa zur Rekonstruktion von Bändern oder zur Glättung von Knorpeloberflächen. Ziel jeder Behandlung ist es, Schmerzen zu verringern, die Beweglichkeit zu erhalten oder zu verbessern und die Belastbarkeit des Ellenbogens wiederherzustellen.
Ellenbogenschmerzen außen oder innen – was steckt dahinter?
Ellenbogenschmerzen außen sind oft das Resultat eines Tennisellenbogens, bei dem wiederholte Bewegungen die Sehnenansätze an der Außenseite des Gelenks reizen. Typische Auslöser sind sportliche Aktivitäten wie Tennis oder Squash, aber auch berufliche Tätigkeiten wie Schrauben, Tippen oder das Bedienen von Werkzeugen. Ellenbogenschmerzen innen deuten häufig auf einen Golferellenbogen hin, bei dem die Beugesehnen an der Innenseite des Ellenbogens betroffen sind. Auch hier können sportliche Überlastung, einseitige Bewegungsmuster oder handwerkliche Tätigkeiten die Ursache sein. Beide Krankheitsbilder verlaufen oft langwierig, wenn die Belastung nicht angepasst wird. Eine konsequente Entlastung des betroffenen Bereichs, kombiniert mit physiotherapeutischen Maßnahmen, ist zentral. Übungen zur Dehnung und Kräftigung der Unterarmmuskulatur, ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz und eine gezielte Belastungssteuerung tragen zur Genesung bei. In einigen Fällen kann auch eine temporäre Ruhigstellung durch eine Bandage oder Orthese sinnvoll sein.
Ellenbogenschmerzen beim Strecken und Beugen
Wenn Ellenbogenschmerzen beim Strecken oder Beugen auftreten, deutet dies häufig auf eine Reizung der Gelenkkapsel, eine Sehnenüberlastung oder eine Verletzung hin. Diese Schmerzen können sowohl akut nach einer ungewohnten Belastung als auch chronisch durch langanhaltende Fehl- oder Überbelastung entstehen. Diagnostisch wird hier ebenfalls zwischen Sehnen-, Muskel- und Gelenkproblemen unterschieden. Im Akutfall ist eine Kombination aus Schonung, Kühlung und Entlastung wichtig. Eine vorübergehende Reduzierung belastender Bewegungen, gefolgt von einem gezielten Wiederaufbau der Muskulatur, kann den Heilungsverlauf unterstützen. In der Rehabilitation stehen Beweglichkeitsübungen, isometrisches Krafttraining und propriozeptives Training im Vordergrund, um die Gelenkstabilität langfristig zu sichern.
Was tun bei Ellenbogenschmerzen?
Bei leichten, vorübergehenden Beschwerden können einfache Selbsthilfemaßnahmen hilfreich sein: kurzfristige Schonung, Kühlung bei akuten Schmerzen, leichte Mobilisation ohne Belastung sowie – falls sinnvoll – das Tragen einer stützenden Bandage. Wärmebehandlungen können bei chronischen, muskulär bedingten Schmerzen unterstützend wirken. Ergänzend kann das Tapen des Ellenbogens unter fachkundiger Anleitung zur Entlastung beitragen. Wichtig ist jedoch, dass diese Maßnahmen nicht als Ersatz für eine ärztliche Diagnose und Therapie betrachtet werden. Bei starken, langanhaltenden oder wiederkehrenden Schmerzen sollte unbedingt eine medizinische Abklärung erfolgen, um die Ursache zu ermitteln und Folgeschäden zu verhindern.
Quellen:
- Cochrane Database of Systematic Reviews. Therapeutic approaches in epicondylitis. Cochrane Database Syst Rev. 2024;3:CD013042.
- Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). S2k-Leitlinie Therapie von Gelenkerkrankungen. AWMF-Registernummer 033/003. 2022.
Inhaltsverzeichnis:
