Schulterschmerzen, medizinisch als Omalgien bezeichnet, gehören zu den häufigsten Gelenkbeschwerden und können Menschen in jedem Alter betreffen. Die Schulter ist eines der beweglichsten Gelenke des Körpers und ermöglicht eine große Bandbreite an Bewegungen. Ihre Stabilität beruht auf einem komplexen Zusammenspiel von Knochen, Muskeln, Sehnen, Bändern und Schleimbeuteln. Diese hohe Beweglichkeit hat jedoch ihren Preis: Schon kleine Fehlbelastungen, Überbeanspruchungen oder Verletzungen können zu Beschwerden führen.
Die Schmerzen können plötzlich auftreten, zum Beispiel nach einer ungewohnten Belastung oder Verletzung, oder sich schleichend entwickeln, wie es bei entzündlichen oder verschleißbedingten Veränderungen der Fall ist. Betroffene spüren die Beschwerden an unterschiedlichen Stellen - außen an der Schulter, im Bereich des Schulterblatts, am Oberarm oder auch tief im Gelenk. In manchen Fällen strahlen die Schmerzen bis in den Nacken oder den Arm aus. Neben akuten Schmerzereignissen treten häufig chronische Beschwerden auf, die durch degenerative Veränderungen wie Arthrose oder Sehnenverschleiß bedingt sind.
Schulterschmerzen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen: Alltägliche Tätigkeiten wie Anziehen, Haare kämmen oder das Tragen von Einkaufstaschen werden erschwert. Auch sportliche Aktivitäten oder Hobbys, die Armbewegungen erfordern, können eingeschränkt sein. Zudem berichten viele Betroffene über nächtliche Schmerzen, die den Schlaf stören.
Wer länger anhaltende oder zunehmende Beschwerden bemerkt, sollte eine ärztliche Untersuchung in Anspruch nehmen, um die Ursache zu klären und Folgeschäden zu vermeiden. Eine frühzeitige Diagnostik und angepasste Behandlung können in vielen Fällen helfen, die Funktion der Schulter zu erhalten und die Beschwerden zu lindern. Selbst bei lang bestehenden Schmerzen ist oft noch eine deutliche Verbesserung der Beweglichkeit und Belastbarkeit möglich.
Ursachen und Symptome von Schulterschmerzen
Die Gründe für Schulterschmerzen sind vielfältig. Häufig entstehen sie durch Überlastung oder Fehlhaltungen, die im Berufsalltag, beim Sport oder bei einseitigen Alltagsbewegungen auftreten können. Zu den typischen Ursachen zählen Verletzungen wie Prellungen, Verstauchungen, Bänderrisse oder Knochenbrüche. Ebenfalls häufig sind Schäden an der Rotatorenmanschette - einer Gruppe von Muskeln und Sehnen, die das Schultergelenk stabilisieren und bewegen.
Entzündliche Veränderungen sind eine weitere häufige Ursache. Hierzu gehören Schleimbeutelentzündungen (Bursitis), Sehnenentzündungen (Tendinitis) oder Gelenkinnenhautentzündungen (Synovitis). Bei einer „Frozen Shoulder“ (adhäsive Kapsulitis) entzündet sich die Gelenkkapsel und versteift zunehmend, was zu langanhaltenden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt. Mechanische Engpässe im Schultergelenk, wie beim Impingement-Syndrom, entstehen, wenn Sehnen oder Schleimbeutel bei Bewegungen eingeengt werden.
Verschleißbedingte Veränderungen (Arthrose) können sich durch schleichend zunehmende Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Knirschgeräusche im Gelenk bemerkbar machen. Muskelverspannungen, insbesondere bei längerer Schreibtischarbeit, können ebenfalls Schulterschmerzen auslösen oder verstärken.
Die Symptome sind je nach Ursache unterschiedlich ausgeprägt. Akute Verletzungen gehen oft mit plötzlichen, starken Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen einher. Chronische Veränderungen verursachen eher dumpfe oder ziehende Schmerzen, die unter Belastung zunehmen. Manche Betroffene berichten auch über Kraftverlust, Instabilitätsgefühl oder nächtliche Schmerzen.
Wichtig ist, auf Warnsignale wie anhaltende Schmerzen, deutliche Bewegungseinschränkungen oder begleitende Nervensymptome (z. B. Kribbeln, Taubheit) zu achten.
Diese erfordern eine zeitnahe ärztliche Abklärung, um die zugrunde liegende Ursache zu behandeln und mögliche Folgeschäden zu vermeiden.
Diagnostik: den Schulterschmerzen auf der Spur
Die Abklärung beginnt mit einer ausführlichen Anamnese. Die Ärztin oder der Arzt fragt nach Beginn, Dauer und Verlauf der Beschwerden, nach möglichen Auslösern, Vorerkrankungen oder früheren Verletzungen. Auch die genaue Lokalisation des Schmerzes, seine Intensität und das Auftreten unter bestimmten Belastungen oder in Ruhe werden erfasst.
Im Anschluss folgt die körperliche Untersuchung. Hierbei werden Beweglichkeit, Kraft, Koordination und Schmerzpunkte überprüft. Spezifische Funktionstests können Hinweise auf Sehnenrisse, Instabilitäten oder Engpasssyndrome geben. Auch das Schulterblatt und die umgebende Muskulatur werden einbezogen, da Störungen in diesem Bereich ebenfalls Schulterschmerzen verursachen können.
Je nach Verdacht kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz: Röntgenaufnahmen geben Auskunft über knöcherne Strukturen und Gelenkspaltveränderungen. Ultraschall eignet sich gut, um Weichteile wie Sehnen und Schleimbeutel darzustellen. Die Magnetresonanztomografie (MRT) liefert detaillierte Bilder aller Gelenkstrukturen und hilft bei der Diagnose von Sehnen- oder Knorpelschäden.
Bei Verdacht auf entzündliche oder systemische Erkrankungen werden ergänzend Laboruntersuchungen durchgeführt. Dazu zählen Entzündungswerte und gegebenenfalls spezifische Antikörpertests. Die Kombination aus Anamnese, Untersuchung und bildgebender Diagnostik ermöglicht in den meisten Fällen eine präzise Diagnose.
Eine strukturierte Diagnostik ist entscheidend, um eine gezielte Therapie zu planen. Je früher die Ursache erkannt wird, desto besser sind die Chancen, die Beschwerden zu lindern und die Schulterfunktion wiederherzustellen.

Behandlungsmöglichkeiten – was kann bei Schulterschmerzen helfen?
Die Therapie richtet sich nach der Ursache, dem Schweregrad und der Dauer der Beschwerden. Grundsätzlich gilt: Ziel ist es, Schmerzen zu lindern, Entzündungen zu kontrollieren und die Beweglichkeit zu erhalten oder zu verbessern.
Zu den konservativen Maßnahmen zählen Schonung und Entlastung ohne vollständige Ruhigstellung, gezielte physiotherapeutische Übungen und physikalische Anwendungen. Kälte kann akute Reizungen und Schwellungen reduzieren, während Wärme muskuläre Verspannungen lösen kann.
Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR, z. B. Ibuprofen) können ärztlich verordnet werden, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern. Bei anhaltenden Beschwerden können Injektionen, beispielsweise mit Kortison, erwogen werden. Ergänzend können, nach Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt, weitere Verfahren wie Akupunktur in Betracht kommen. Laut einem Cochrane Review (2022, CD001977) gibt es Hinweise auf eine mögliche unterstützende Wirksamkeit der Akupunktur bei Arthrose.
Operative Eingriffe werden erwogen, wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen oder strukturelle Schäden vorliegen. Das Spektrum reicht von arthroskopischen Eingriffen zur Beseitigung mechanischer Engpässe bis hin zu Sehnenrekonstruktionen.
Eine individuell abgestimmte Kombination aus Bewegungstherapie, medikamentöser Behandlung und gegebenenfalls unterstützenden Verfahren führt in vielen Fällen zu einer deutlichen Verbesserung der Schulterfunktion und Schmerzreduktion.
Übungen gegen Schulterschmerzen: So bleiben Sie beweglich
Sanfte Bewegungsübungen können helfen, die Schulterfunktion zu unterstützen und die Beweglichkeit zu erhalten. Empfehlenswert sind Pendelübungen, bei denen der Arm locker in kleinen Bewegungen vor- und zurückschwingt, sowie vorsichtiges Schulterkreisen nach vorne und hinten. Auch Dehnübungen, bei denen der Arm über die Brust geführt wird, können wohltuend sein.
Wichtig ist, dass die Übungen schmerzfrei ausgeführt werden und an den individuellen Belastungsgrad angepasst sind. Bei akuten Schmerzen, nach Verletzungen oder Operationen sollte die Auswahl der Übungen unter physiotherapeutischer Anleitung erfolgen.
Regelmäßiges, moderates Training kann helfen, die Muskulatur zu stärken, die Schulter zu stabilisieren und die Gelenkfunktion langfristig zu verbessern. Dabei sollte eine Überlastung vermieden werden. Ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz oder im Alltag - etwa eine optimierte Sitzhaltung oder das Vermeiden einseitiger Belastungen - können die Schulter zusätzlich entlasten.
In manchen Fällen sind ergänzende Hilfsmittel wie Therabänder oder kleine Gewichte sinnvoll, um die Übungen zu variieren und den Trainingsreiz zu steigern. Die Kombination aus gezielten Bewegungen, Haltungskorrekturen und ausreichenden Erholungsphasen bildet eine wichtige Grundlage für eine nachhaltige Beschwerdelinderung.
Schulterschmerzen nachts - warum sie den Schlaf rauben können
Nächtliche Schulterschmerzen treten häufig bei entzündlichen Veränderungen, mechanischen Engpässen oder einer „Frozen Shoulder“ auf. Auch eine ungünstige Schlafposition, unpassende Kissen oder Matratzen können die Beschwerden verstärken.
Besonders das Liegen auf der betroffenen Seite kann zu Druck und Reizung führen. Eine Entlastung kann erreicht werden, indem ein Kissen so platziert wird, dass es den Arm stützt und die Schulter entlastet. Seitenschläferkissen oder das Schlafen in Rückenlage können den Druck zusätzlich reduzieren.
Auch die Anpassung der Matratzenhärte und Kissenhöhe an die individuellen Bedürfnisse kann hilfreich sein. Wärmeanwendungen vor dem Schlafengehen können muskuläre Verspannungen lösen, während bei akuten Reizungen eher Kälte eingesetzt wird.
Bestehen die Beschwerden trotz dieser Maßnahmen weiter, ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll, um die zugrunde liegende Ursache zu behandeln. So kann verhindert werden, dass die Schmerzen chronisch werden oder die Beweglichkeit der Schulter langfristig eingeschränkt bleibt.
Quellen:
- Cochrane Review 2022 (CD001977): Hinweise auf mögliche Wirksamkeit von Akupunktur bei Arthrose.
- Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU): Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Schulterbeschwerden.
- Deutsche Rheuma-Liga e. V.: Informationen zu entzündlichen Gelenkerkrankungen.
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