Rheuma – ein Begriff, den viele kennen. Doch was genau steckt dahinter? Was oft nur als Gelenkschmerz abgetan wird, umfasst in Wirklichkeit über 100 verschiedene Erkrankungen, die mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergehen können. Etwa 2,6 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland leiden an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, 2022). Das entspricht rund 1,8 Millionen Betroffenen.
Wenn umgangssprachlich von Rheuma die Rede ist, ist meist die rheumatoide Arthritis gemeint. Sie ist die häufigste Form und eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem körpereigenes Gewebe – insbesondere die Gelenke – angreift.
Wichtig ist zu betonen, dass Rheuma keine reine „Alterskrankheit“ ist. Auch Kinder, etwa im Rahmen einer juvenilen idiopathischen Arthritis, und junge Erwachsene können betroffen sein. Zudem beschränkt sich Rheuma nicht nur auf die Gelenke, sondern kann auch innere Organe, Haut oder Augen in Mitleidenschaft ziehen. Sind vor allem Muskeln, Sehnen oder Bänder betroffen, sprechen Medizinerinnen und Mediziner von Weichteilrheuma.

Ursachen von Rheuma: Wenn der Körper eigenes Gewebe als fremd erkennt
Rheuma ist keine klassische Verschleißerkrankung, sondern entsteht durch eine Fehlregulation des Immunsystems. Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt. Als Risikofaktoren gelten bestimmte genetische Merkmale, ein höheres Lebensalter, das weibliche Geschlecht, Rauchen und Übergewicht (Quelle: Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 2023).
Im Zentrum steht eine Autoimmunreaktion: Das Immunsystem greift körpereigenes Gewebe an – ein chronischer Entzündungsprozess entsteht. Betroffen sein können Gelenke und Sehnen, aber auch Haut, Schleimhäute und innere Organe.
Zu den häufigsten Krankheitsbildern zählen laut Deutscher Rheuma-Liga die rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew, reaktive Arthritiden nach Harnwegs- oder Darminfekten, systemische Autoimmunerkrankungen (Kollagenosen), Gefäßentzündungen (Vaskulitiden) sowie juvenile Formen bei Kindern und Jugendlichen.
Typische Symptome rheumatischer Erkrankungen
Rheuma beginnt oft schleichend, weshalb erste Anzeichen leicht übersehen werden. Typisch sind Gelenkschmerzen, vor allem in den kleinen Finger- und Zehengelenken, eine anhaltende Morgensteifigkeit von mehr als 30 Minuten, Schwellungen und Rötungen. Viele Betroffene berichten außerdem über chronische Müdigkeit und eine symmetrische Verteilung der Beschwerden auf beide Körperseiten. Auch Muskelschwäche oder ein ausgeprägtes Erschöpfungsgefühl können auftreten. Diese Symptome beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich.
So erfolgt die Diagnose: Von Anamnese bis Magnetresonanztomografie
Die Diagnostik rheumatischer Erkrankungen ist komplex. Sie beginnt mit einer ausführlichen Anamnese, bei der Beschwerden, Verlauf und familiäre Vorbelastungen erfasst werden. Ergänzend folgen Blutuntersuchungen, bei denen unter anderem Rheumafaktoren, Antikörper wie Anti-CCP und Entzündungswerte bestimmt werden.
Zur genaueren Abklärung kommen bildgebende Verfahren hinzu. Röntgenaufnahmen können Gelenkschäden sichtbar machen, während der Ultraschall Entzündungen im Gewebe erfasst. Eine Magnetresonanztomografie liefert detaillierte Bilder von Gelenken, Sehnen und Knochen. Die Diagnose wird in der Regel von Fachärztinnen und Fachärzten für Rheumatologie gestellt. Eine frühzeitige Erkennung ist entscheidend, um das Fortschreiten zu verlangsamen.
Behandlung: Entzündung hemmen, Lebensqualität erhalten
Rheumatische Erkrankungen verlaufen häufig chronisch und sind durch aktive Schübe und Phasen der Remission geprägt. Ziel der Therapie ist es, die Entzündung zu kontrollieren, einer Gelenkzerstörung vorzubeugen und die Beschwerden zu lindern.
Zur Behandlung zählen verschiedene Maßnahmen. Medikamente spielen eine zentrale Rolle. Dazu gehören entzündungshemmende Arzneimittel wie Ibuprofen.
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.
Darüber hinaus kommen sogenannte Basistherapeutika, die in der Fachsprache als Disease Modifying Antirheumatic Drugs (DMARDs) bezeichnet werden, und bei Bedarf Biologika zum Einsatz. Diese werden durch Fachärztinnen und Fachärzte für Rheumatologie verordnet.
Neben der medikamentösen Behandlung sind Physiotherapie zur Mobilisierung und Muskelstärkung sowie Ergotherapie wichtig, um alltagsrelevante Bewegungsabläufe gelenkschonend durchzuführen. Funktionstraining und Bewegungsgruppen, beispielsweise über die Rheuma-Liga, können unterstützend wirken.
Auch eine entzündungshemmende Ernährung mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren, viel Gemüse und wenig rotem Fleisch kann den Therapieerfolg fördern. Auf Zucker und Alkohol sollte möglichst verzichtet werden. Alternative Methoden wie Akupunktur können ergänzend erwogen werden, sollten aber niemals die Basistherapie ersetzen und stets in Absprache mit medizinischem Fachpersonal erfolgen.
Rheuma erkennen – welche ersten Anzeichen typisch sind
Zu den ersten Warnzeichen von Rheuma zählen Schmerzen in kleinen Gelenken, etwa an Fingern oder Zehen, Schwellungen sowie eine ausgeprägte Morgensteifigkeit, die länger als eine halbe Stunde anhält. Im Unterschied zu Arthrose, die sich häufig erst nach Belastung bemerkbar macht, treten rheumatische Beschwerden typischerweise in Ruhe auf und bessern sich durch Bewegung. Wer solche Symptome bemerkt, sollte frühzeitig ärztlichen Rat einholen, da eine schnelle Diagnose das Fortschreiten der Erkrankung bremsen kann.
Rheuma bei jungen Menschen – wenn das Immunsystem früh angreift
Rheuma betrifft nicht nur ältere Erwachsene. Auch Kinder und Jugendliche können erkranken. Bei der sogenannten juvenilen idiopathischen Arthritis, der häufigsten Form im Kindesalter, kommt es zu schmerzhaften Entzündungen in den Gelenken, die Bewegungen erschweren und das Wachstum beeinträchtigen können. Typisch sind Schwellungen, Schmerzen und eine Morgensteifigkeit. Die Behandlung erfolgt in spezialisierten Zentren und umfasst Medikamente, Physiotherapie und unterstützende Maßnahmen im Alltag. Eine enge Betreuung durch Fachärztinnen und Fachärzte ist entscheidend, um Spätfolgen zu vermeiden.
Antientzündliche Ernährung bei Rheuma – was auf den Teller gehört
Die Ernährung spielt bei Rheuma eine wichtige Rolle. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass bestimmte Lebensmittel Entzündungen fördern oder dämpfen können. Empfehlenswert ist eine Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren aus Fisch, Nüssen und Leinöl ist. Auch frisches Gemüse, Vollkornprodukte und Gewürze wie Kurkuma oder Ingwer gelten als unterstützend. Dagegen können rotes Fleisch, stark verarbeitete Produkte, Zucker und Alkohol Entzündungen verstärken und sollten daher reduziert werden. Wichtig ist, dass die Ernährungsumstellung immer als Ergänzung, nicht als Ersatz für eine medikamentöse Behandlung gesehen wird.
Quellen:
- Robert Koch-Institut (RKI): GEDA 2020/2021 – Gesundheit in Deutschland aktuell
- Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh): Bericht zu entzündlich-rheumatischen Erkrankungen in Deutschland, 2022
- Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh): Leitlinie zu entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, 2023
- Deutsche Rheuma-Liga e. V.: Patienteninformationen und Funktionstraining, 2023
- Übersichtsarbeiten 2020–2023 zu Ernährung bei Rheuma (Einfluss von Omega-3-Fettsäuren, Fleisch, Zucker, Alkohol)
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