Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen überhaupt. Rund 70 bis 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind im Laufe ihres Lebens mindestens einmal davon betroffen (Quelle: Robert Koch-Institut, GEDA-Erhebung 2020/2021). Die Beschwerden können ganz unterschiedlich ausgeprägt sein: Während manche Betroffene nur leichte Verspannungen nach einem langen Arbeitstag verspüren, leiden andere unter chronischen Schmerzen, die den Alltag erheblich beeinträchtigen.
Medizinisch werden Rückenschmerzen je nach betroffener Region in drei Hauptformen unterteilt. Schmerzen im oberen Rücken- und Nackenbereich bezeichnet man als Zervikalgie, während Beschwerden im mittleren Rücken als Dorsalgie zusammengefasst werden. Am häufigsten tritt jedoch die sogenannte Lumbalgie auf – Schmerzen im unteren Rücken, die umgangssprachlich oft als „Kreuzschmerzen“ bezeichnet werden.
Ursachen von Rückenschmerzen: wenn die Wirbelsäule ins Ungleichgewicht gerät
Die Wirbelsäule ist ein komplexes System aus Wirbeln, Bandscheiben, Muskeln, Sehnen und Nerven. Sie trägt das Körpergewicht, sorgt für Beweglichkeit und schützt zugleich das Rückenmark. Gerät dieses Zusammenspiel aus dem Gleichgewicht, können Schmerzen entstehen.
In der Medizin unterscheidet man zwischen unspezifischen und spezifischen Rückenschmerzen. Unspezifische Rückenschmerzen, die rund 80 bis 90 Prozent aller Fälle ausmachen, haben keine eindeutige medizinische Ursache. Häufig sind Muskelverspannungen, Bewegungsmangel, Übergewicht, ungünstige Körperhaltungen oder auch psychische Belastungen wie Stress und Schlafmangel die Auslöser.
Bei spezifischen Rückenschmerzen liegt dagegen eine klar erkennbare Ursache vor. Dazu zählen Bandscheibenvorfälle, bei denen der Gallertkern der Bandscheibe austritt und auf Nerven drückt, ein akuter Hexenschuss (medizinisch Lumbago), eine Spinalkanalstenose mit Verengung des Wirbelkanals oder Osteoporose, die durch verminderte Knochendichte zu Wirbelkörperbrüchen führen kann. Auch Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) oder eine Skoliose, also eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, gehören zu den spezifischen Ursachen. Daneben können Arthrose der Wirbelgelenke, Nervenentzündungen sowie verkürzte oder verspannte Muskulatur durch langes Sitzen oder Fehlbelastungen Schmerzen hervorrufen.

Rückenschmerzen erkennen – welche Symptome typisch sind
Die Symptome von Rückenschmerzen sind vielfältig und hängen von Lokalisation, Intensität und Ursache ab. Manche Betroffene verspüren einen dumpfen, drückenden Schmerz, andere leiden unter stechenden Beschwerden. Häufig treten Bewegungseinschränkungen auf, etwa beim Bücken, Drehen oder Heben. Strahlen die Schmerzen in Arme oder Beine aus, deutet dies auf eine Nervenbeteiligung hin. Begleitend können Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Muskelschwäche auftreten.
Auch die zeitliche Einordnung spielt eine wichtige Rolle. Von akuten Rückenschmerzen spricht man, wenn die Beschwerden weniger als sechs Wochen bestehen. Halten die Schmerzen länger als drei Monate an, gelten sie als chronisch und sollten umfassend medizinisch abgeklärt werden.
Diagnostik – wie Rückenschmerzen richtig abgeklärt werden
Eine gründliche Diagnostik ist entscheidend, um die richtige Therapie einzuleiten. Am Anfang steht immer die Anamnese, also das ärztliche Gespräch, in dem Dauer, Intensität, Lokalisation und mögliche Auslöser der Schmerzen erfasst werden. Danach folgt die körperliche Untersuchung. Dabei prüft die Ärztin oder der Arzt die Beweglichkeit der Wirbelsäule, die Muskelkraft, Reflexe und mögliche Schonhaltungen.
Besteht der Verdacht auf eine spezifische Ursache, können bildgebende Verfahren hinzugezogen werden. Röntgenaufnahmen zeigen Veränderungen an den Wirbeln, während die Magnetresonanztomografie besonders gut Bandscheiben und Nerven darstellt. Die Computertomografie kommt zum Einsatz, wenn die Magnetresonanztomografie nicht möglich ist oder zusätzliche Detailaufnahmen erforderlich sind.

Therapie – Rückenschmerzen effektiv behandeln
Die Behandlung verfolgt drei Hauptziele: Schmerzen zu lindern, Beweglichkeit wiederherzustellen und weiteren Episoden vorzubeugen.
Im Vordergrund stehen konservative Maßnahmen. Dazu gehört, sich trotz Schmerzen nicht vollständig zu schonen, sondern in Bewegung zu bleiben. Leichte körperliche Aktivität fördert die Durchblutung und unterstützt die Heilung. Physiotherapie mit Haltungsschulung und gezieltem Muskelaufbau ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Auch Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika, beispielsweise Ibuprofen, können zur Schmerzlinderung beitragen. Ergänzend helfen Wärme- oder Kälteanwendungen – etwa Wärmepflaster, warme Bäder oder Kältekompressen – sowie Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung.
Bei schwerwiegenden oder chronischen Verläufen kommen weitere Maßnahmen infrage. Dazu zählen Injektionen mit Kortisonpräparaten, die eine gezielte Entzündungshemmung bewirken, oder operative Eingriffe. Letztere werden jedoch nur dann erwogen, wenn massive Bandscheibenvorfälle, ausgeprägte Spinalkanalstenosen oder neurologische Ausfälle vorliegen.
Übungen bei Kreuzschmerzen – sanfte Hilfe für den unteren Rücken
Viele Betroffene fragen sich: Was hilft bei Kreuzschmerzen? Studien zeigen, dass regelmäßige Bewegung eine der wirksamsten Maßnahmen ist, um Beschwerden zu lindern und Rückfällen vorzubeugen. Einfache Übungen lassen sich ohne Hilfsmittel zu Hause durchführen. Besonders empfehlenswert sind sanfte Bewegungen wie der sogenannte Katzenbuckel, bei dem der Rücken abwechselnd rund und hohl gemacht wird. Auch das Kippen des Beckens in Rückenlage kann die Wirbelsäule mobilisieren und Verspannungen lösen. Ergänzend wirken leichte Dehnungen der Oberschenkel- und Rückenmuskulatur entlastend.
Wichtig ist, die Übungen langsam und kontrolliert durchzuführen, ohne ruckartige Bewegungen. Wer unsicher ist, sollte sich zunächst von einer Physiotherapeutin oder einem Physiotherapeuten anleiten lassen, um die richtige Technik zu erlernen.
Kreuzschmerzen in der Schwangerschaft – warum sie so häufig sind
Besonders Frauen in der Schwangerschaft sind häufig von Kreuzschmerzen betroffen. Der Grund liegt in mehreren körperlichen Veränderungen. Zum einen steigt durch die Gewichtszunahme die Belastung auf die Lendenwirbelsäule. Zum anderen lockern sich unter dem Einfluss von Hormonen die Bänder und Gelenke im Becken, um den Körper auf die Geburt vorzubereiten. Diese Lockerung kann jedoch zu Instabilität und Rückenschmerzen führen.
Auch eine veränderte Körperhaltung spielt eine Rolle: Viele Schwangere verlagern ihr Gewicht automatisch nach hinten, um den wachsenden Bauch auszugleichen. Dadurch werden die Muskeln im unteren Rücken zusätzlich beansprucht. Regelmäßige Bewegung, sanfte Dehnübungen und ein gezieltes Training der Rumpfmuskulatur können helfen, die Beschwerden zu lindern. Unterstützend wirken auch Wärme, eine ergonomische Schlafposition und gegebenenfalls ein Schwangerschaftsgurt.
Fazit
Rückenschmerzen haben viele verschiedene Ursachen – von Verspannungen über Bandscheibenvorfälle bis hin zu strukturellen Veränderungen der Wirbelsäule. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen lassen sich die Beschwerden mit konservativen Maßnahmen gut behandeln. Bewegung, gezieltes Training, eine aufrechte Körperhaltung und ein gesunder Lebensstil sind die wichtigsten Bausteine, um Rückenschmerzen vorzubeugen oder bestehende Beschwerden zu lindern.
Quellen:
- Robert Koch-Institut (RKI): GEDA 2020/2021 – Gesundheit in Deutschland aktuell
- AWMF S2k-Leitlinie „Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“ (2022)
- Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Leitlinien 2023
- Deutsche Schmerzgesellschaft e. V., Rückenschmerz-Informationen (2022)
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